Kein Sparen an der Zukunft
Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Universität Münster übt deutliche Kritik am Umgang des Rektorats mit dem aktuellen Haushaltsdefizit. Während Mitarbeitende per Brandbrief über die finanzielle Situation informiert wurden, bleiben die über 42.000 Studierenden bei dieser wichtigen Zukunftsfrage zunächst außen vor.
"Es ist bezeichnend, dass Studierende als die größte Statusgruppe der Universität bei dieser wichtigen Zukunftsfrage ignoriert werden", kritisiert Lucy Eggert, Referentin für Hochschulpolitik. "In der Neujahrsrede des Rektors wurde sehr viel über Forschung gesprochen – dass an unserer Uni auch Lehre stattfindet, wurde ignoriert."
"Die einseitige Fokussierung auf Forschung und Drittmittel gefährdet die Qualität der universitären Ausbildung und vernachlässigt damit leider den ebenso wichtigen Bildungsauftrag der Universität", ergänzt AStA-Vorsitzende Theresa Dissen. "Wenn von ‚Handlungs- und Entwicklungsfähigkeit‘ die Rede ist, muss auf eben genau derselben Prioritätsstufe die Qualitätssicherung, bzw. -ausbau der Lehre stehen!”
Die Studierendenvertretung warnt eindringlich vor möglichen Sparmaßnahmen zu Lasten der Studierenden. "Wenn die Lehre jetzt an Attraktivität verliert, werden die Studierendenzahlen weiter sinken und dadurch die Kosten weiter steigen. Mit der aktuellen Strategie der Universitätsleitung begeben wir uns in einen Teufelskreis", betont Maurice Schiller aus dem AStA-Vorsitz. "Ob große Fakultäten wie die Rechtswissenschaften und das Lehramt oder kleinere Fachbereiche – sie alle tragen zur Vielfalt und Exzellenz unserer Universität bei. Wer an der Lehre spart, spart an der Zukunft.“ Auch die Bibliotheken sind als Orte des Lernens essentiell für ein erfolgreiches Studium. Einsparungen in der Infrastruktur und bei Öffnungszeiten der Bibliotheken bedeuten für die meisten Studierende erhebliche Einschränkungen vor allem während der Klausurvorbereitung und somit im Studienerfolg.
Die vom Rektorat angeführten rückläufigen Studierendenzahlen als Begründung für die finanzielle Schieflage greift aus Sicht des AStA deutlich zu kurz. "Wer Studierende nach Münster holen will, muss auch etwas bieten", so Sozialreferentin Rosa Herzog. "Eine der teuersten Studierendenstädte Deutschlands, dramatischer Wohnungsmangel und eine Universität, die die Lehre zu oft hinter die Forschung stellt – das sind keine guten Anreize für ein Studium in Münster."
Die Studierendenschaft fordert das Rektorat auf, sich gegenüber dem Land NRW weiterhin für eine bessere Grundfinanzierung einzusetzen. "Ein Teil des Problems ist die Abhängigkeit der Uni von Drittmitteln für Forschungsprojekte. Als Lösung will das Rektorat jetzt noch mehr auf Drittmittel setzen, das kann nicht gut gehen. Wir brauchen langfristige, grundlegende Sicherungen", so Hochschulpolitik-Referentin Lucy Eggert.
Für uns als Studierendenvertretung ist klar: Wer die Lehre vernachlässigt, gefährdet die Zukunft der gesamten Universität.
Der AStA fordert:
- Transparente Kommunikation über die Haushaltssituation gegenüber allen Universitätsangehörigen, insbesondere Studierenden
- Keine weiteren Kürzungen im Bereich der Lehre
- Sicherung der Bibliotheksservices in vollem Umfang
- Deutlich höhere Grundfinanzierung der Hochschulen durch das Land NRW
- Gleichrangige Behandlung von Forschung und Lehre in der Universitätsstrategie